20. August 2018 - Zahlungsrisiken und Insolvenzen in der Türkei sind aktuell auf dem Vormarsch. Die Unsicherheit bei Unternehmenslenkern, die Geschäfte mit türkischen Firmen machen steigt. Nicht von ungefähr. Drum prüfe, wer sich an die Türkei bindet…
Die türkische Lira ist auf Talfahrt. Das war sie schon vor der Eskalation um die Verhaftung von Pater Brunson und den darauf folgenden US-Sanktionen gegen die Türkei. Jetzt ist ein neues Rekordtief erreicht. Die Türken sind aufgerufen, keine iPhones mehr zu kaufen und ihre US-Dollar in Lira zu tauschen, um die Landeswährung zu stützen. Helfen wird das eher wenig – weder der türkischen Wirtschaft noch den Handelspartnern. Wenn zwei Staaten ihre Konflikte über Sanktionen eskalieren lassen, sind Kollateralschäden für die Wirtschaft praktisch vorprogrammiert. Auch wenn die dahinterliegenden Probleme nicht neu sind.
Schlechte Zahlungsmoral am Bosporus
Die durchschnittliche Zeit zwischen Rechnungslegung und Bezahlung einer Rechnung (Days of Sales Outstanding, DSO) liegt in der Türkei bei 83 Tagen. Damit liegt die Türkei auf Platz drei der schlechtesten Zahler weltweit. Nur in China und Griechenland müssen Unternehmen noch länger auf ihr Geld warten. China hält dabei mit 92 Tagen den Negativ-Rekord, gefolgt von Griechenland (89 Tage) und gleichauf die Türkei und Italien mit je 83 Tagen. Der weltweite Durchschnitt der DSO liegt bei 66 Tagen. Das heißt, in der Türkei müssen Unternehmen durchschnittlich 17 Tage länger auf ihr Geld warten als im weltweiten Durchschnitt.
Je länger diese Zeitspanne zwischen Rechnung und Bezahlung ist, desto höher ist das Risiko, dass eine Zahlung ausfallen könnte. Hinzu kommt, dass sich Zahlungsrisiken in der Türkei derzeit erheblich verschlechtern, vor allem durch die zuletzt massive Abwertung der türkischen Lira. Aktuell hat sie seit Jahresbeginn 34% an Wert verloren gegenüber dem US-Dollar, allerdings mit täglich starken Schwankungen.
Stark verschuldet in „harter Währung“
Das Risiko steigt vor allem bei Unternehmen, die in US-Dollar oder auch Euro verschuldet sind. Diese könnten bei der Rückzahlung fälliger Kredite in Schwierigkeiten geraten. Eine Rückzahlung ist durch die Abwertung der türkischen Landeswährung sehr viel teurer geworden – und dadurch für viele entsprechend schwer zu stemmen.
Türkische Firmen gehören zudem zu den international am stärksten verschuldeten Unternehmen. Die Nettoverschuldung türkischer Unternehmen liegt bei durchschnittlich 72%, nur in Portugal sind Unternehmen noch stärker verschuldet (96%).
Ungünstiger Risiko-Cocktail
Viele Schulden und teure Kredite kommen also zusammen. In der Türkei erwarten wir insgesamt einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen von 5% in 2018. Das ist deutlich mehr als noch zu Jahresbeginn erwartet. Die Risiken und Unsicherheiten für Unternehmen haben durch die jüngsten Ereignisse in der Türkei also deutlich zugenommen. Deutsche Exporteure sollten deshalb genau hinschauen, mit wem sie Handel betreiben und sich absichern. Sonst kann es teilweise mit hohen Zahlungsrisiken verbunden sein.
Bildrechte/Copyright: Engin Eselioglu / Unsplash
Die türkische Lira ist auf Talfahrt. Das war sie schon vor der Eskalation um die Verhaftung von Pater Brunson und den darauf folgenden US-Sanktionen gegen die Türkei. Jetzt ist ein neues Rekordtief erreicht. Die Türken sind aufgerufen, keine iPhones mehr zu kaufen und ihre US-Dollar in Lira zu tauschen, um die Landeswährung zu stützen. Helfen wird das eher wenig – weder der türkischen Wirtschaft noch den Handelspartnern. Wenn zwei Staaten ihre Konflikte über Sanktionen eskalieren lassen, sind Kollateralschäden für die Wirtschaft praktisch vorprogrammiert. Auch wenn die dahinterliegenden Probleme nicht neu sind.
Schlechte Zahlungsmoral am Bosporus
Die durchschnittliche Zeit zwischen Rechnungslegung und Bezahlung einer Rechnung (Days of Sales Outstanding, DSO) liegt in der Türkei bei 83 Tagen. Damit liegt die Türkei auf Platz drei der schlechtesten Zahler weltweit. Nur in China und Griechenland müssen Unternehmen noch länger auf ihr Geld warten. China hält dabei mit 92 Tagen den Negativ-Rekord, gefolgt von Griechenland (89 Tage) und gleichauf die Türkei und Italien mit je 83 Tagen. Der weltweite Durchschnitt der DSO liegt bei 66 Tagen. Das heißt, in der Türkei müssen Unternehmen durchschnittlich 17 Tage länger auf ihr Geld warten als im weltweiten Durchschnitt.
Je länger diese Zeitspanne zwischen Rechnung und Bezahlung ist, desto höher ist das Risiko, dass eine Zahlung ausfallen könnte. Hinzu kommt, dass sich Zahlungsrisiken in der Türkei derzeit erheblich verschlechtern, vor allem durch die zuletzt massive Abwertung der türkischen Lira. Aktuell hat sie seit Jahresbeginn 34% an Wert verloren gegenüber dem US-Dollar, allerdings mit täglich starken Schwankungen.
Stark verschuldet in „harter Währung“
Das Risiko steigt vor allem bei Unternehmen, die in US-Dollar oder auch Euro verschuldet sind. Diese könnten bei der Rückzahlung fälliger Kredite in Schwierigkeiten geraten. Eine Rückzahlung ist durch die Abwertung der türkischen Landeswährung sehr viel teurer geworden – und dadurch für viele entsprechend schwer zu stemmen.
Türkische Firmen gehören zudem zu den international am stärksten verschuldeten Unternehmen. Die Nettoverschuldung türkischer Unternehmen liegt bei durchschnittlich 72%, nur in Portugal sind Unternehmen noch stärker verschuldet (96%).
Ungünstiger Risiko-Cocktail
Viele Schulden und teure Kredite kommen also zusammen. In der Türkei erwarten wir insgesamt einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen von 5% in 2018. Das ist deutlich mehr als noch zu Jahresbeginn erwartet. Die Risiken und Unsicherheiten für Unternehmen haben durch die jüngsten Ereignisse in der Türkei also deutlich zugenommen. Deutsche Exporteure sollten deshalb genau hinschauen, mit wem sie Handel betreiben und sich absichern. Sonst kann es teilweise mit hohen Zahlungsrisiken verbunden sein.
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