29. August 2018 - Wenn große Unternehmen ins Straucheln geraten, ist das Ausmaß für die Wirtschaft häufig sehr groß. Viele Lieferanten sind plötzlich mit großen Schadenssummen konfrontiert.
Häufig auch, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass ein Riese mit einem großen, bekannten Namen tatsächlich fallen könnte. Schon gar nicht in einer Zeit, in der es wirtschaftlich eigentlich rund läuft und in der das weltweite Bruttoinlandsprodukt wächst. Doch genau diese „guten Zeiten“ und die „großen Namen“ lassen Unternehmen manchmal unvorsichtig werden – mit entsprechenden Folgen.
Kumulierter Umsatz der weltweiten Großinsolvenzen (nach Umsatzgröße in Mio. EUR) *
Die Zahlen sprechen für sich. Im ersten Halbjahr 2018 ist die Zahl der weltweiten Großinsolvenzen relativ stabil geblieben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es gab zwar drei Fälle mehr, daraus lässt sich jedoch noch kein allgemeiner Trend ableiten. Allerdings ist der kumulierte Umsatz der weltweiten Großinsolvenzen im gleichen Zeitraum um 24% gestiegen – daher dürften auch die Schäden entsprechend deutlich höher ausgefallen sein.
Rund ein Viertel mehr an ausstehenden Forderungen durch gefallene Riesen – eine Zahl, die Unternehmen aufrütteln sollte. Ein großer Name ist keine Garantie. Und auch kein Freifahrtschein, nicht genau hinzusehen.
Mehr Großinsolvenzen in Asien & Westeuropa, größere in den USA
Der deutliche Anstieg bei den Schadenssummen liegt vor allem daran, dass die Umsätze der insolventen Großunternehmen deutlich höher sind als im Vorjahreszeitraum. So haben beispielsweise die Pleiten bei den Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro deutlich zugelegt (+14 Fälle).
Bei den Fallzahlen haben vor allem Asien (11 Fälle mehr bis zum Halbjahr im Vergleich zu 2017) und Westeuropa (+8 Großinsolvenzen) zugelegt. Bei den Schäden liegen allerdings die USA vorne. Dort ging die Zahl der großen Pleiten zwar um drei Fälle zurück, aber die Amerikaner stellen die beiden Insolvenzen mit den größten Schäden. Zudem kommen unrühmliche 6 der 10 größten Insolvenzen im Betrachtungszeitraum aus den USA.
Hot Spots: Diese Branchen sind besonders gefährdet
Den Negativrekord bei den Branchen hält der Einzelhandel mit weltweit 28 großen Pleiten, gefolgt vom Baugewerbe (24) und Lebensmittelbranche (18). Der größte Zuwachs bei den Insolvenzen von Branchenriesen geht hingegen auf das Konto der (hoch verschuldeten) Textilbranche (+7) sowie des Haushaltsgeräte- und des Energiesektors (jeweils +6). Besser sah es dagegen im Dienstleistungssektor aus: Dort gab es bis zum Halbjahr weltweit 16 Fälle weniger als im Vorjahreszeitraum.
Legt man Fallzahlen, Branchen und Regionen übereinander sind vor allem der Einzelhandel, Lebensmittelbranche und Dienstleistungen in Westeuropa gefährdet, Baugewerbe und Energiesektor in Asien und der Einzelhandel in den USA. Die Sektoren weisen eine Vielzahl an Schwachstellen auf: beispielsweise eine hohe Verschuldung, Überkapazitäten, einen rasch voranschreitenden Strukturwandel, unter anderem durch die Digitalisierung, saisonale Schwankungen, geringe Margen oder hohe Produktionskosten.
Risikomanager sollten hier auch bei den Großen genau hinschauen, denn das Ausmaß auf die Bilanz ist im Schadensfall groß.
(*Großinsolvenzen: berücksichtigt werden Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. EUR)
Quelle/Copyright: Euler Hermes