27.05.2020 - Weltwirtschaft, Welthandel, deutsche Wirtschaft – sie alle stecken durch die Coronapandemie in einer tiefen Rezession. Eine Hiobsbotschaft jagt seither die nächste, von der Exportkrise, zunächst in China, über ein Beben an den Finanzmärkten, Ölpreisschock bis hin zu einem praktisch weltweiten Konsumschock durch die zahlreichen Eindämmungsmaßnahmen. Die Weltwirtschaft bricht nach unseren aktuellen Prognosen voraussichtlich doppelt so stark ein wie in der Finanzkrise und steht vor der größten Rezession seit dem 2. Weltkrieg. Die Verluste sind so hoch wie die Wirtschaftskraft (BIP) von Deutschland und Japan zusammen.
Das hinterlässt nicht nur bei Wirtschaft und Welthandel tiefe Spuren, sondern trifft vor allem die Unternehmen hart. Auf diese rollt global eine riesige Pleitewelle zu. Wir gehen weltweit von einem Zuwachs der Insolvenzen um 20% aus. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr war es eine Zunahme von 8%.
Auch die sonst so robuste deutsche Wirtschaft gerät aktuell ins Straucheln. Schon im vergangenen Jahr kam sie einer Rezession immer wieder gefährlich nahe – jetzt ist diese unausweichlich und wird mit einem Minus von voraussichtlich fast 9% auch deutlich spürbar sein. Das zieht auch hier deutlich steigende Pleitefälle nach sich – ohne den Schutzschirm für die deutsche Wirtschaft wäre der Anstieg noch höher. Mit dieser gemeinsamen Maßnahme von Bund und Kreditversicherer für die deutschen Unternehmen werden Lieferketten weitestgehend gesichert und vor allem das Vertrauen in den Handel stabilisiert. Das ist in der aktuellen Situation elementar, sowohl um noch schlimmeres zu verhindern als auch um den Grundstein zu legen für eine verhältnismäßig gute Ausgangslage für einen Aufschwung nach der Krise.
Denn auch "nach der Krise" werden die Spuren der Covid-19-Pandemie noch lange spürbar sein. Mit jeder Woche und jedem Monat in der Krise steigt der Schuldenberg vieler Unternehmen an. Die Liquiditäts- und Stabilisierungsmaßnahmen seitens der Bundesregierung, insbesondere das Bereitstellen von schnellen Krediten, sind ein enorm wichtiger erster Schritt, um die Wirtschaft schnell zu stabilisieren und den Unternehmen Zeit zu verschaffen.
Die Kehrseite dieser Medaille ist allerdings, dass die Schuldenlast für viele Unternehmen nach Corona deutlich größer sein wird als vorher. Damit die Unternehmen von diesen Schuldenbergen nicht erdrückt werden, müssen in einem zweiten Schritt deshalb auch Lösungen gefunden werden, wie und in welchem Zeitraum die Unternehmen diese Schulden anschließend wieder abbauen oder sie restrukturieren können. Das Problem ist aktuell zwar zunächst aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Insofern hinterlässt der schwarze Schwan Spuren auf allen Ebenen und wirft seine Schatten auch noch weit voraus in die Zukunft.