14. Februar 2017 - Weiter geht es mit einem dritten und vorerst letzten Aspekt der „Trumponomics“ in der „Amerika Woche“ in meinem Blog: dem Protektionismus.
Bei den Handelsbarrieren wird vermutlich nicht ganz so heiß gegessen wie gekocht. Dass neue protektionistische Maßnahmen von Trump initiiert werden, gilt als sicher. China und Mexiko stehen dabei ganz oben auf der Liste von Neu-Präsident Trump.
Insgesamt wird die neue US-Regierung eine starke Veränderung der Handelspartnerschaften in die Wege leiten: weg vom Multilateralismus und von regionalen Vereinbarungen hin zu bilateralen Handels-Deals.
Die Beziehungen mit den Handelspartnern im pazifischen Raum (TPP) oder Europa (TTIP) dürften auf Eis liegen und unter Trump kaum noch Chancen haben. Diese wesentlich restriktivere Politik dürfte in der Folge vor allem Länder mit großen Handelsüberschüssen mit den USA treffen. Zu den Verlierern zählen dabei vor allem lateinamerikanische Staaten sowie die Region Asien-Pazifik.
Zölle ja – aber eher nicht in angekündigter Höhe
Zölle in Höhe von angekündigten 45% auf chinesische Waren sind allerdings kein sehr realistisches Szenario. Diese dürften sich vermutlich eher auf rund 15% belaufen. Zudem werden diese schätzungsweise frühestens zum Ende des 2. Halbjahrs 2017 implementiert.
Auch den Handel mit Mexiko kann Trump nicht von heute auf morgen einfach stoppen. Vermutlich wird er aber versuchen, Neuverhandlungen zum Handelsabkommen NAFTA aufzunehmen. Allerdings ist dies erfahrungsgemäß ein eher langfristiger Prozess. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass sich 2017 am Status Quo etwas ändert.
Subtilere Mittel: verschärfte Normen statt Zölle
Parallel könnte die neue US-Administration aber zunächst subtilere und zollunabhängige Handelsbarrieren forcieren, wie etwa strengere Richtlinien und Normen, zum Beispiel bei Verpackungen. Auch ein Anreizsystem für Unternehmen, Tätigkeiten wieder in die USA zurück zu verlagern, wäre denkbar. Darunter würden zahlreiche US-Firmen leiden, die derzeit Teile oder sogar einen Großteil ihrer Fertigungsstufen in Mexiko haben, wie beispielsweise die Automobilindustrie.
Profitieren dürfte unter anderem der amerikanische Metallsektor, der durch Antidumping-Zölle geschützt werden soll. Einzelhandel und Baugewerbe dürften vom Nachfrageboom aus den Anreizprogrammen profitieren. Zu den Verlierern zählen hingegen Branchen wie das Textilgewerbe oder die Elektroniksparte. Die Handelsbarrieren sind für sie ein Klotz am Bein, der auch durch finanzielle Anreize nicht kompensiert werden dürfte.
Konsequenzen: Kreditrisiken und Insolvenzen
Aber auch bei anderen Branchen steigen durch protektionistische Maßnahmen Beschaffungskosten – und bringen damit Gewinne und Cashflow unter Druck. Der ungünstige Cocktail aus Geschäftsentwicklung, Unsicherheit bei den Beschaffungskosten sowie höhere Kapital- und Finanzierungskosten steigern vielerorts Working-Capital-Anforderungen und Kreditrisiken. Lieferketten geraten unter Druck und international agierende Unternehmen stehen durch zunehmenden Protektionismus vor großen Herausforderungen bei der Planung und dem Aufbau von entsprechendem Know-how der immer umfangreicheren regulatorischen Vorgaben. Nicht nur in Amerika, sondern auch bei den Handelspartnern und Exporteuren. Dazu aber mehr hier.
Insolvenzen in den USA dürften 2017 deshalb trotz der wirtschaftlichen Anreize erstmals wieder um 1% steigen. Mit der abflachenden Wirkung der Maßnahmen in 2018 werden sie wahrscheinlich noch weiter anziehen. Schätzungsweise 5% mehr Pleitefälle könnten im kommenden Jahr zu Buche stehen. Das Kurzzeithoch hat eben seinen Preis. Auch dem Welthandel hilft der Protektionismus nicht.