20. Dezember 2018 - Bei „Zombie“-Unternehmen denkt man aktuell fast automatisch an China. Dort haben die Staats- und teilweise auch Regionalregierungen Unternehmen jahrelang mit Krediten fast zum Nulltarif künstlich am Leben erhalten.
Seit einigen Jahren allerdings hat sich der Fokus der chinesischen Regierung verschoben. Sie hat sich einen gezielten Strukturwandel zum Ziel gesetzt und will die Wertschöpfungskette hinaufklettern: weg vom billigen Produktionsland, hin zu einer vom Dienstleistungssektor geprägten Wirtschaft.
Das bedeutet: Viele Branchen, die in der Vergangenheit gefördert wurden, stehen nun nicht mehr im strategischen Fokus des Staats – und die Regierung hat keine Angst mehr, diese pleitegehen zu lassen. Das „Zombie-Sterben“ ist in China im vollen Gange.
Das zeigen die Pleitezahlen deutlich: Lag der Zuwachs bei den Insolvenzen 2016 noch bei 11%, waren es 2017 zusätzliche 74% und 2018 vermutlich nochmals 60% mehr. Auch 2019 wird sich dieser Trend mit voraussichtlich etwa 20% mehr Pleiten weiter fortsetzen.
Ohne staatliche Hilfe aufgeschmissen
Unternehmen mit geringer Wertschöpfung im Bergbau, Baugewerbe und verarbeitendem Gewerbe, insbesondere in der Metall- und Stahlindustrie, finden sich in einem gänzlich anderen Umfeld wieder, dem sie nicht trotzen können. Durch die hohe Verschuldung und die inzwischen vergleichsweise hohen Löhne im Land sind zahlreiche Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig, um sich ohne die staatliche Hilfe zu behaupten.
Billiges Geld macht „Zombies“ – auch in Deutschland
Doch wie sieht es hier in Deutschland aus? Auch hier gibt es überraschend viele unprofitable „Zombie-Unternehmen“. Das Vorkommen ist zwar mit China absolut nicht vergleichbar, aber trotzdem sind scheintote Unternehmen nicht nur ein Exportrisiko, sondern auch hierzulande ein Problem für Lieferanten, das sie besser im Auge behalten sollten.
Der Grund: Das billige Geld. Das Niedrigzinsumfeld führt dazu, dass Zombies nicht vom Markt verschwinden. Sie retten sich dadurch gerade so, binden Kapital und Arbeitskräfte – und bündeln Risiken. Unter „normalen“ Bedingungen wären sie vermutlich schon vom Markt verschwunden. Die Frage ist allerdings: Wie lange noch, wenn die Zinsen wieder anziehen und das Wirtschaftswachstum an Dynamik verliert?