- Kein ‚Entweder-Oder‘: Dekarbonisierung und globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sind zwei Seiten derselben Medaille
- Hohe Energiekosten gefährden industrielle Wertschöpfung – mittel- und langfristige Wettbewerbsvorteile nur mit beschleunigter Ausweitung innovativer klimaneutraler Technologien
- Zu kurz gedacht: Verschieben von Investitionen wäre Bumerang; Unternehmen und Politik sind jetzt gefragt
Hamburg, 6. März 2025 – Energieintensive Industrien spielen eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Stärke Deutschlands – aber auch für den Weg zur Netto-Null in der Bundesrepublik. Die anhaltenden hohen Energiepreise gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen – dennoch steht ohne eine Dekarbonisierung dieser Sektoren noch viel mehr auf dem Spiel. Der weltweit führende Kreditversicherer Allianz Trade hat in einer aktuellen Studie Strategien zur Umgestaltung des Industriesektors in Europa analysiert. Dabei lag der Schwerpunkt auf den Sektoren Aluminium, Ammoniak, Stahl und Zement, in denen die Reduktion von Emissionen besonders herausfordernd ist, die aber für den grünen Wandel Europas von zentraler Bedeutung sind.
„Es gibt kein ‚Entweder-Oder‘: Die Dekarbonisierung und die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sind zwei Seiten derselben Medaille“, sagt Arne Holzhausen, Leiter Versicherung, Vermögen und ESG bei Allianz Research. „Ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung in Deutschland ist mittelfristig gefährdet – vor allem aufgrund der hohen Energiekosten. Und gleichzeitig ist die Dekarbonisierung dieser Branchen unerlässlich, um in Deutschland Klimaneutralität zu erreichen – und damit die Zukunft des hiesigen Wirtschaftsstandorts langfristig zu sichern.“
Der größte Hebel: Die energieintensiven Branchen sind für fast 20 % der Emissionen der deutschen Industrie direkt verantwortlich – und für fast 50 % indirekt
Die Emissionsintensität der energieintensiven Industrien ist bemerkenswert hoch – sowohl bei den direkten als auch den indirekten Emissionen: Die direkten Emissionen im Jahr 2022 machen fast ein Fünftel (19,7 %) der Emissionen des Wirtschaftssektors aus (2010 waren es noch 18 %). Die indirekten Emissionen in den nachgelagerten Wertschöpfungsketten summieren sich auf fast die Hälfte (49,8 %) der gesamten deutschen Wirtschaftsemissionen.
Ohne eine beschleunigte Ausweitung und Einführung innovativer klimaneutraler Technologien in energieintensiven Branchen ist es unmöglich, klimaneutral zu werden und damit mittel- und langfristig wieder einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
Wandel nicht zum Nulltarif: Erst höhere Kosten, dann Einsparungen und Wettbewerbsvorteile
„Der Übergang zu klimaneutralen Technologien ist anfänglich häufig mit höheren Kosten verbunden“, sagt Holzhausen. „Langfristig führt es aber zu Kosteneinsparungen und Unternehmen können durch geringere Energiekosten und eine bessere Ressourcennutzung am Ende profitieren. Die notwendigen Investitionen jetzt zu verschieben, wäre zu kurz gedacht. Der Bumerang kommt irgendwann zurück. Zudem kann der Druck, Emissionen zu senken, auch ein Anreiz für Innovationen sein. Unternehmen, die heute in klimafreundliche Technologien investieren, haben langfristig eine bessere Positionierung – sowohl in bestehenden als auch in neuen Märkten. Deshalb sind Unternehmen und Politik jetzt gefragt.“
Die vollständige Studie finden Sie beigefügt und hier:
https://www.allianz-trade.com/content/dam/onemarketing/aztrade/allianz-trade_com/en_gl/erd/publications/pdf/2025-02-18-Sector-prioritization.pdf