- Per Memorandum („Reciprocal Trade and Tariffs“) fordern die USA eine Untersuchung für „fairere und gegenseitigere“ Handelsbeziehungen
- „Reciprocal Trade and Tariffs“ könnten den globalen effektiven Zollsatz in den USA um weitere +13 Prozentpunkte erhöhen
- Argentinien, Indien, Brasilien, Chile und Kenia wären mit Zollerhöhungen zwischen +23 und +34 Prozentpunkten (pp) am stärksten betroffen
- Die Europäische Union rangiert in der Betroffenheitsskala im Mittelfeld (+13pp), ebenso wie China (+12pp)
- Durchschnittlicher Zollsatz für in die USA importierte EU-Produkte könnte sich damit von aktuell 1 % auf dann 14 % erhöhen
Hamburg, 25. Februar 2025 – Ein US-Memorandum über gegenseitigen Handel und Zölle („Reciprocal Trade and Tariffs“) könnte den globalen effektiven Zollsatz in den USA um weitere +13 Prozentpunkte (pp) erhöhen und die Wahrscheinlichkeit eines umfangreichen Handelskrieges weiter beschleunigen. Zu diesem Schluss kommt die jüngste Analyse des weltweit führenden Kreditversicherers Allianz Trade. In dem Zoll-Konflikt sind längst nicht nur der Automobilsektor, Deutschland und die Europäische Union (EU) im Visier, sondern die ganze Welt.
„Die Handelsdefizite mit diversen Ländern sind den USA ein Dorn im Auge“, sagt Françoise Huang, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade. „Deshalb könnten sie mit dem Memorandum zu einem Rundumschlag ausholen, der viele Nationen an den Verhandlungstisch und zu Zugeständnissen an die USA zwingen soll. Besonders stark betroffen wären Argentinien, Indien, Brasilien, Chile und Kenia mit möglichen Zollerhöhungen zwischen 23 und 34 Prozentpunkten (pp). Aber auch der EU und China könnten Zollerhöhungen von 13pp beziehungsweise 12pp drohen. Der durchschnittliche Zollsatz für in die USA importierte EU-Produkte könnte sich damit von aktuell 1 % auf dann 14 % erhöhen. Das wären weitere Hiobsbotschaften für insbesondere deutsche Exporteure, für die der amerikanische Markt eine große Rolle spielt.“
Die Schweizer Nachbarn könnten mit drohenden Zollerhöhungen um etwa 4pp indes mit einem blauen Auge davonkommen. Auch Taiwan und die Vereinigten Arabischen Emirate (weniger als +1pp), Singapur (+5pp) und Kambodscha (+6pp) dürften vergleichsweise wenig betroffen sein.
Berechnung der möglichen Zollerhöhungen aus Mehrwertsteuer, Zöllen und nichttarifären Maßnahmen
In dem am 13. Februar veröffentlichten Memorandum über den gegenseitigen Handel und Zölle fordern die USA eine Untersuchung, um fairere Handelsbeziehungen aufzubauen. Genauer unter die Lupe genommen werden vor allem die Zölle auf US-Exporte, die von US-Handelspartnern auferlegten Steuern (einschließlich der Mehrwertsteuer), die nichttarifären Maßnahmen, denen US-Exporte ausgesetzt sind, und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit (durch Wechselkurse und Löhne).
Es gibt zwar keinen klaren Rahmen oder eine Formel für diese Kriterien, aber unter Berücksichtigung von mehr als 30 Handelspartnern der USA, die 98 % der US-Importe ausmachen, schätzt Allianz Trade, dass eine Angleichung der US-Zölle an die ihrer Handelspartner (nach oben, nicht nach unten) den globalen effektiven Zollsatz der USA um +2pp erhöhen würde. Die Quantifizierung der Auswirkungen nichttarifärer Maßnahmen ist komplexer. Die Volkswirte von Allianz Trade gehen hier von einer Anhebung des globalen effektiven Zollsatzes in den USA um 3pp aus, was einem Ausgleich des Ungleichgewichts bei den nichttarifären Maßnahmen entsprechen würde . Schließlich würde die Differenz bei den Mehrwertsteuersätzen weitere 8pp ausmachen, was insgesamt zu den geschätzten 13pp führt. In der EU setzen sich die 13pp aus 10pp aus der Mehrwertsteuer, 2pp aus nichttarifären Maßnahmen und etwa 1 pp aus Zöllen zusammen.