Mehr Emissionen, als man auf den ersten Blick sieht: Die Dekarbonisierung des IKT-Sektors

04.07.2023 - Zusammenfassung

• Mehr Emissionen, als man sieht: Selbst ohne Berücksichtigung des Kryptowährungsbooms stößt der globale IKT-Sektor so viele Treibhausgase aus wie der Luftfahrtsektor. Der Informations- und Kommunikationstechnologiesektor (IKT) treibt das Wirtschaftswachstum an, ermöglicht die digitale Transformation, fördert die Innovation und die globale Zusammenarbeit und Konnektivität. Doch diese Vorteile haben ihren Preis: Der Anteil der IKT an den weltweiten Treibhausgasemissionen lag im Jahr 2020 zwischen 1,8 und 2,8 %. Bei einem Business-as-usual-Szenario und unter der Annahme, dass die Emissionsintensität des verwendeten Stroms unverändert bleibt, wäre der IKT-Sektor bis 2030 für 830 MT CO2-Emissionen verantwortlich. Und das, bevor der Boom von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum berücksichtigt wird, die jährlich bis zu 240 Terawattstunden Strom verbrauchen, mehr als der jährliche Stromverbrauch Australiens.

• Die gute Nachricht ist, dass die Dekarbonisierungsaussichten im IKT-Sektor besser sind. Sein Kohlenstoff-Fußabdruck hängt stark vom Strommix ab, so dass die Emissionen mit dem zunehmenden Anteil an erneuerbarem Strom und der verbesserten Energieeffizienz von Geräten wahrscheinlich stetig sinken werden. Viele Mobilfunkbetreiber und andere IKT-Branchen haben sich außerdem Kohlenstoffneutralitäts- und Netto-Null-Ziele gesetzt, die mit dem 1,5°C-Dekarbonisierungspfad übereinstimmen, was ebenfalls dazu beitragen wird, den Stromverbrauch und die Kohlenstoffemissionen unter Kontrolle zu halten.1 Die verbleibenden Emissionen könnten durch die Optimierung des Produktlebenszyklus gesenkt werden, d. h. durch die Bewertung von Materialauswahl, Designentscheidungen, Herstellung und Transport.
• Die Dekarbonisierung von Kryptowährungen sollte ganz oben auf der Agenda stehen, aber auch die Blockchain kann eine Schlüsselrolle bei den Klimaschutzmaßnahmen spielen. Durch das Bitcoin-Mining wird Strom von anderen Prioritäten wie der Elektrifizierung von Gebäuden, dem Transportwesen und der Produktion abgezogen. Auch wenn die Umstellung auf erneuerbare Energien das Potenzial hat, die Treibhausgasemissionen zu senken, kann dies nicht schnell genug geschehen, wenn die Energienachfrage weiter steigt, was den Ausstieg aus fossilen Kraftwerken verlangsamen könnte. Einige Länder, wie z. B. China, haben drastische Maßnahmen ergriffen und Bitcoin verboten, aber das scheint die Miner nur in den Untergrund getrieben zu haben: China ist nach den USA immer noch der zweitgrößte Bitcoin-Miner der Welt. 2,3 Weniger drastische Maßnahmen könnten auch die Emissionsreduzierung durch technologische Fortschritte fördern. Gleichzeitig kann die Blockchain dazu beitragen, Vertrauen und Ehrgeiz in den Klimaverhandlungen zu schaffen, indem sie eine interoperable und quelloffene digitale Infrastruktur bereitstellt, die eine transparente Messung, Berichterstattung und Nachverfolgung der Nationally Determined Contributions (NDCs4) ermöglichen könnte. Darüber hinaus kann die Blockchain aufgrund ihrer Transparenz und Zugänglichkeit auch dazu beitragen, einen Rahmen für einen vertrauenswürdigen und skalierbaren freiwilligen Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market - VCM) für den Handel mit Kohlenstoffgutschriften zu schaffen.
• Um den IKT-Sektor weiter zu dekarbonisieren, müssen die politischen Entscheidungsträger Änderungen im Verbraucherverhalten anregen.